
„Der Duft der Dinge ist die Sehnsucht, die sie in uns nach sich erwecken.“
Christian Morgenstern
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Es, das Unvorhersehbare, geschah gestern an einem warmen Tag im Juni.
Anton, mein Mann, holte mich am späten Nachmittag von der Arbeit ab. Ein anstrengender Arbeitstag lag hinter mir und ich freute mich auf ein schönes, gemeinsames Wochenende. Meine Gedanken kreisten um die kulinarischen Genüsse, die ich wieder einmal mit meiner Kochkunst zelebrieren wollte. Die kreativen Ideen sprudelten, kreiselten, purzelten unaufhörlich in meinem Kopf. Stand ich doch noch ganz unter dem Eindruck des Kochwettbewerbes bei Star-und Sternekoch Alfons Schuhbeck. Meine Begeisterung, dass ich als Siegerin des bundesweiten Wettbewerbes „Veggie-Contest“ unter neun weiteren Mitbewerbern hervorging, ebbte nicht ab. Das Gegenteil war der Fall. Während der Autofahrt berichtete ich Anton welche leckeren Speisen ich am Samstag und Sonntag kochen wollte.
Anschließend erledigten wir unseren Wochenendeinkauf. Zu Hause angekommen räumte ich unsere Einkäufe in den Kühlschrank und andere Behältnisse ein. Währenddessen machte Toni es sich im Sessel bequem und schaute fern.
… und ich packte weiter unsere Taschen und Beutel aus.
Mein Mann hörte mich in der Küche klappern und nahm an, dass ich bereits ein leckeres Abendbrot zaubere.
An selbigem Tag brachte ich auch zehn Duft-Teelichte mit einem tollen Kirschduft mit.
Auf der Verpackung der Teelichte prangten wunderschön fotografierte, leckere Kirschen. Ich hatte angesichts dieser herrlichen Früchte gedanklich einen wunderschönen Vorgeschmack auf die kommende Kirschzeit.
Kirschkuchen, Kirschkompott, Kirschgelee …
… und ich sage euch, dieser Duft der Teelichte war absolut verführerisch.
Nun entschloss ich mich, den im Sessel sitzenden Toni an der Sinnesverführung teilhaben zu lassen. Ich ging mit der Verpackung in das Wohnzimmer, entnahm ein Teelicht und hielt es Toni unter die Nase. Er sollte die Wohlgerüche auch wahrnehmen. Und was soll ich sagen: Toni sperrte den Mund auf – wie ein Spatzenjunges – und wollte das leckere Teelicht essen. Erschrocken zog ich das Teelicht zurück, um es ihm erneut wieder hinzuhalten. Er sollte doch nur schnuppern! Und wieder ging der „Schnabel“ auf. Da brach ich in heiteres Gelächter aus und Toni sah mich missmutig an. Er glaubte, dass ich ihm die „leckere Praline“ wieder wegnahm.
Also, was sagen uns diese Irrungen und Wirrungen des Geistes:
Mit Düften, leckeren Speisen und Getränken ist der Mensch verführbar!